Bericht über meine Educator S&C Ausbildung in Lissabon

Hier das wirklich sehenswerte Video zum Lehrgang. Ich bin auch mit drauf. Credit: World Rugby

Es war wie bereits von mir erwartet eine unglaublich schöne und ereignisreiche Reise.

Am Montag den 9.10.2017 startete ich in ein neues Abenteuer vom World Rugby.

Ich wurde vor einigen Monaten eingeladen an der Ausbildung zum Educator (Ausbilder) für meinen Fachbereich Strength & Conditioning (S&C) teilzunehmen.

Die bis dahin höchste Stufe (Level 2) hatte ich vor 2 Jahren in Luxemburg bestanden und mich seitdem auf diese nächste Ausbildung vorbereitet und gefreut.

In Hannover waren das Einchecken und die Gepäckabgabe vollkommen einfach, schnell und ohne Hindernisse. Jedoch endete damit auch schon meine Glückssträhne für diesen Tag. Denn meine 40 Minuten Zeit zum Umsteigen in Amsterdam wurden prompt um 20 Minuten reduziert da der Flieger Verspätung hatte. Ironischer Weise steht direkt unter der Anzeigetafel mit den Verspätungen die Werbung der KLM Fluglinie und deren Slogan: „die pünktlichste Fluggesellschaft der Welt“. Von wegen, dachte ich mir.

Egal. Ich werde das schon irgendwie hinbekommen. Im Flieger dann, der nicht 20 sondern letzten Endes 45 Minuten später in Amsterdam landen sollte, hatte der Steward bereits einen Anschlussflug für mich gebucht. „Super!“ Da bin ich aber erleichtert. „Was ist mit meinem Gepäck?“. Die Antwort: „das wird natürlich auch sofort in die neue Maschine transportiert.“

Ich musste auf den Anschlussflug von TAP Portugal nicht lange warten. Das Boarding war schnell und problemlos. Und nach ca. 3 Std. landete ich im 30° C heißen, wunderschönen Lissabon.

An der Gepäckausgabe war ich schnell angelangt. Ich war etwas müde und freute mich auf das Hotel. Doch mein Koffer war nicht auf dem Band. Glücklicherweise konnte mir der Mitarbeiter des Lost & Found Büros umgehend Auskunft erteilen und mir bestätigen: der Koffer kommt… mit der nächsten Maschine. Wir liefern ihn in ihr Hotel.

Ich gab ihm also all meine Informationen und die Adresse des Hotels in welchem wir den Lehrgang haben sollten.

Geliefert wird er spätestens am Folgetag um 8 Uhr. Ich muss etwas vorweggreifen. Der Koffer kam nicht am Folgetag sondern erst einen Tag später.

Da ich mich bereits vorher schlau gemacht hatte, wusste ich, dass der Bus 744 ca. 10min Fußmarsch vom Hotel hielt und ich so bereits eine sehr beeindruckende Sehenswürdigkeit von Lissabon mitnehmen konnte. So stieg ich in den Bus und fuhr durch das malerische Lissabon. Ich genoss die entspannte Fahrt und freute mich auf die nächsten Tage. Marqués de Pombal (siehe Foto) war gefüllt mit Menschen. Aber keine Hektik. Eine entspannte Gelassenheit schwappte direkt zu mir herüber.

 

Ich beschloss nun den kurzen Weg zu Fuß zurückzulegen. Doch der wurde von Minute zu Minute beschwerlicher. Denn ich musste eine besonders steile Schräge hinaufklettern. Das ist übrigens typisch für Lissabon. Extrem steile Anstiege trennen die Ober- von der Unterstadt.

Schwitzend erreichte ich das Hotel und stand direkt in einer Horde von asiatischen, deutschen und englischen Touristen. Verdammt dachte ich… das kann doch nicht euer ernst sein.

Nachdem ich 15 Minuten lang warten musste drängte sich ein deutscher Tourist an den Schalter und schimpfte darüber, dass er nicht sein Zimmer hätte. Ich verstand es nicht und der Hotelmanager offenbar auch nicht. Immer wieder fragte er: „ist das ihre Zimmernummer?“ Antwort: „Ja!“ Er fragte dann weiter: „Der Schlüssel funktioniert?“ Antwort: „Ja!“. Der Manager war ratlos. Nach viermaligem hin- und her konnte der Tourist endlich mal mit dem herauskommen, was eigentlich das Problem war: „ja, das ist meine Zimmernummer. Ja, der Schlüssel funktioniert! Aber… da sind 3 Mädchen drin!“

Ich wurde in diesem Augenblick in dem es spannend wurde von einem Mitarbeiter zur Seite geholt und darauf hingewiesen, dass dies nicht das Hotel sei, in dem der Lehrgang stattfand. Ich zeigte ihm meine Einladung und er musste einsehen: Da stand tatsächlich der Name des Hotels.

Mein Gesicht könnt ihr euch sicher vorstellen. Ich fragte ihn, ob er Rat wüsste. Ich rief prompt in einem anderen Hotel der Kette an und konnte mir sagen: 5km entfernt lag der eigentliche Treffpunkt. Warum jedoch dieses Hotel angegeben wurde bleibt weiterhin unklar. Es gab angeblich eine Email in der die Änderung angekündigt wurde… jedoch habe ich diese nie erhalten. Auch zwei andere Teilnehmer sind an diesem Tag noch im falschen Hotel aufgeschlagen. Aber böse bin ich deshalb nicht. Immerhin konnte ich so noch einmal das schöne Lissabon besuchen. Denn für eine weitere größere Tour fehlte uns einfach die Zeit. Die Ausbildung ist besonders straff organisiert.

Zurück zu meiner kleinen Odyssee: 5km… also irrte ich weiter durch die verzweigten Straßen Lissabons auf der Suche nach einem Taxi. Generell eigentlich kein Problem. Jedoch zur Feierabendzeit im Berufsverkehr schon nicht so einfach.

Ich fand dann doch noch einen sehr netten Fahrer der sofort wusste, dass das Hotel über die Schnellstraße sehr gut erreichbar war und das Stadion der Rugbyfederation ja direkt daneben läge. Macht Sinn dachte ich bei mir. Immerhin wollen wir ja bei denen in den Räumlichkeiten den Großteil des Lehrgangs abhalten.

Er fuhr mich dann zum Hotel und dort konnte mir der Concierge umgehend auch mit der Fluggesellschaft helfen, da ich selbstverständlich die Adresse des anderen Hotels für die Lieferung meines Gepäcks angegeben hatte.

Nun ging ich auf mein Zimmer und duschte schnell. Denn ich kam rechtzeitig zum Abendessen. Dort traf ich einige Niederländer, Finnen und den portugiesischen Top- Referee der nebenbei die Organisation vor Ort übernommen hatte. Dieser fragte mich sofort: Wie bist du denn hierhergekommen? Ich hab am Flughafen auf dich gewartet… und hast Du meine Email nicht erhalten, dass wir in diesem Hotel sind?

Mir sind kurz die Gesichtszüge entglitten aber der Spott der anderen über meinen Verlust des Gepäcks musste ich dann doch nur lachen. Ich war gesund angekommen. Mit einer tollen Geschichte, die ich erzählen konnte.

Am späten Abend kam dann noch mein französischer Zimmernachbar. Ein Sportfreund mit dem ich bereits den Level 2 S&C Kurs in Luxemburg absolviert hatte. Die Freude über das Wiedersehen war natürlich groß und herzlich.

Tag 2- die Ausbildung beginnt

Da Manuell bereits 1 Jahr in Lissabon gearbeitet hatte, kannte er sich entsprechend gut aus. So fuhren wir am nächsten Morgen direkt nach Belem. Ein wundervoller Stadtteil mit der weltberühmten Pasteis de Belém indem wir dann einen köstlichen Kaffee tranken. Das Gebäck, für das diese „Bäckerei“ weltberühmt ist, konnten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Einige wissen, dass ich bereits seit April eine Low Carb Diät befolge. Nun, in einem Gebäckstück waren wohl mindestens so viele Kohlehydrate enthalten wie ich sie in all den Monaten zuvor nicht gegessen hatte. Es war köstlich!

Der obligatorische Rundgang in Belem, einem sehr beliebten und urigen Stadtteil von Lissabon zeigte uns erneut die unendliche Schönheit dieser Stadt.

 

Der Nachmittag begann mit intensiven 5 Std. Theorie und praktischen Lehreinheiten. Zudem wurde das Kennenlernen der anderen Mitstudenten intensiviert. Es stellte sich heraus, dass wir aus allen Teilen Europas angereist waren. Schottland, Rumänien, Spanien, Finnland, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Niederlande und Portugal waren vertreten.

Ich möchte nicht zu sehr auf die theoretischen und praktischen Einheiten eingehen. Was ich jedoch sagen kann ist, dass ich unglaublich viel gelernt habe. In nur 4 Tagen haben wir uns ein Wissen angeeignet, welches vermutlich sogar in den nächsten Jahren noch als führend in der aktuellen Pädagogik gelten wird.

Die Sonne machte vielen zu schaffen aber die Stadt, das Hotel, die Menschen und natürlich das überragende Wetter, machten diese intensive und anstrengende Zeit zu einer wirklich unvergesslichen.

Ich für meinen Teil fühlte mich besonders wohl und wollte eigentlich auch nicht mehr weg. Denn auch für das Training war gesorgt. Unsere Sportfreunde von der lokalen Rugby Federation erlaubten uns großzügig im Gym der Nationalmannschaft zu trainieren. Und natürlich trafen wir dort auch einige Spieler die gerade bei einer Trainingseinheit waren.

Auch hier wurden wir besonders herzlich begrüßt und es gab sogar ein paar Komplimente für unsere Kraftwerte und unsere Statur (mein Dänischer Kollege und ich wurden für den lokalen Club als neue Spieler auserkoren).

Als ich dann noch einen persönlichen Rekord aufstellte (3x 200 kg Kreuzheben) war der Tag perfekt.

Mein Rekord wurde in Bild und Ton festgehalten.

Der Freitag stand im Zeichen der Prüfungen. Von morgens 9 Uhr bis abends um 19 Uhr wurden wir durchgehend geprüft, beobachtet und bewertet.

Am Ende folgten dann Einzelgespräche und die Abschlussbewertung durch den uns zugewiesenen Master- Trainer.

Und ich muss eingestehen: es war nicht leicht und es war knapp.

Letztendlich darf ich aber nun stolz verkünden, dass ich mich einen Educator für S&C im World Rugby nennen darf.

Dies und die Tatsache, dass die Reise erneut zu einem besonderen Höhepunkt in meinem Leben wurde, macht mich unglaublich glücklich und stolz.

Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit diese Ausbildung genießen (im wahrsten Sinne des Wortes) zu dürfen und das große Wissen des World Rugby nun nutzen darf, um unseren großartigen Sport voranzutreiben.

Und wer es in dem Text noch nicht deutlich gesehen hat… ich habe mich tatsächlich in diese wundervolle Stadt verliebt. Wie auch vor 2 Jahren, als ich zum ersten mal dort arbeiten durfte, verspreche ich heute feierlich: Ich komme wieder! Danke World Rugby & Rugby Europe. Danke Lissabon!

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